- Sun Yat-sen
- Sun Yat-sen,Sun Yixian, eigentlich Sun Wen, chinesischer Revolutionär und Politiker, * Cuiheng (Provinz Guangdong) 12. 11. 1866, ✝ Peking 12. 3. 1925; Ȋ mit Song Qingling; Sohn eines Bauern, wanderte 1879 mit seinem älteren Bruder nach Honolulu aus, wo er eine Missionsschule der Kirche von England besuchte. In dieser Zeit trat er zum Christentum über. 1886 ging er nach Kanton, später nach Hongkong und wurde Arzt.Die Berührung mit der westlichen Welt und dem Christentum, begleitet von der Ablehnung der in China regierenden Qingdynastie, löste die ersten politischen Schritte Sun Yat-sens aus. 1894 gründete er die Organisation Xing-zhong (»Vereinigung zur Wiederherstellung Chinas«). Nach seinem ersten erfolglosen Aufstandsversuch 1895 in Kanton floh er nach Japan. In dieser Zeit, in der Sun Yat-sen ausgedehnte Reisen nach Südostasien, Europa und in die USA unternahm, bildete er ein revolutionäres politisches Programm aus: gewaltsamer Sturz der Qingdynastie und Aufbau einer Republik nach den »Drei Prinzipien des Volkes« (Nationalismus, Demokratie, soziale Neugestaltung). Unter diesen Prinzipien verstand er v. a. die Wiederherstellung der wirtschaftlichen und politischen Unabhängigkeit Chinas (besonders die Außerkraftsetzung der »Ungleichen Verträge«), Regierung durch das Volk sowie eine Bodenreform. Mit der Neugründung einer revolutionären Partei, der Tong-meng-hui (deutsch »Schwurbrüderschaft«), 1905 in Tokio tat Sun Yat-sen den ersten Schritt weg von der traditionellen chinesischen Geheimgesellschaft zur politischen Kaderpartei. Von der chinesischen Regierung zur unerwünschten Person erklärt, musste er seinen Aufenthaltsort in den asiatischen Nachbarstaaten immer wieder ändern; 1909-11 hielt er sich vorwiegend in den USA auf.Der Ausbruch der chinesischen Revolution im Oktober 1911, der Sun Yat-sen mit seinen Ideen die Ziele gewiesen hatte, traf ihn und seine Anhänger machtpolitisch unvorbereitet. Zwar wurde Sun Yat-sen am 1. 1. 1912 zum provisorischen Präsidenten der Republik China gewählt, musste jedoch schon am 13. 2. 1912 sein Amt an den (ehemaligen kaiserlichen) Marschall Yuan Shikai abtreten, der als Militärbefehlshaber in Nordchina die größere Macht besaß. Im Interesse der friedlichen Einigung des Landes erkannten Sun Yat-sen und seine Partei die Herrschaft Yuan Shikais in einem Vertrag an. Im selben Jahr schloss sich die Tong-meng-hui mit anderen Parteien - zur besseren Kontrolle Yuan Shikais - zur Kuo-min-tang (KMT; deutsch »Nationale Volkspartei«) zusammen, die zunehmend in Konflikt mit dem restaurativen Kurs Yuan Shikais geriet. Während China ab 1913 für Jahrzehnte in blutige Bürgerkriege zu versinken begann und regionale Machthaber (»Warlords«) das Land in Einflusssphären aufteilten, ging Sun Yat-sen wieder nach Japan ins Exil.Nach dem Tod Yuan Shikais 1916 versuchte Sun Yat-sen bis 1922 vergeblich, China unter seiner Führung zu einen. Auf Initiative Chen Jiongmings, eines Warlords in Kanton, kehrte Sun Yat-sen 1920 dorthin zurück und übernahm die Führung einer Regierung. 1921 ließ er sich am gleichen Ort zum Außerordentlichen Präsidenten einer Regierung der Republik China wählen. Erst nachdem Sun Yat-sen ein Bündnis mit der 1921 gegründeten Kommunistischen Partei Chinas eingegangen war, konnte er sich in Kanton erstmals eine starke politische Basis schaffen. Unter Mitwirkung von Beratern der Komintern und der sowjetischen Regierung begann er, die Kuo-min-tang nach dem Vorbild einer kommunistischen Kaderpartei zu reorganisieren und eine Parteiarmee aufzubauen. Im Januar 1924 wurde Sun Yat-sen zum Vorsitzenden der Kuo-min-tang auf Lebenszeit gewählt. Die Gründung der Militärakademie Whampoa (bei Kanton) im Mai 1924 stärkte seine Position im Machtkampf mit den Warlords des Nordens. Als er in Peking mit Zhang Zuolin zu einer Einigung zu kommen suchte, starb er.M.-L. Näth: Chinas Weg in die Weltpolitik. Die nat. u. außenpolit. Konzeptionen S. Y.s, Chiang Kai-sheks u. Mao Tse-tungs (1976);S. Y., founder and symbol of China's revolutionary nation-building, hg. v. G.-K. Kindermann (München 1982);Young-ming Yeh: S. Y.s Regierung in Südchina von 1917-1922 u. die »Bewegung zum Schutz der Verfassung« (1983);S. Y.s doctrine in the modern world, hg. v. Chu-Yuan Chen (Boulder, Colo., 1989);Bibliography of S. Y. in China's Republican Revolution, 1885-1925, bearb. v. S. H. Chang (Lanham 1991);S. H. Chang u. L. H. Gordon: All under heaven. .. S. Y. and his revolutionary thought (Stanford, Calif., 1991);M.-C. Bergère: S. Y. (Paris 1994).Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:China: Die Gründung der Republik 1912China: Vom Massenprotest der 20er-Jahre zur japanischen Invasion
Universal-Lexikon. 2012.